EDITORIAL З
E
hrlich gesagt kann ich es allmäh-
lich nicht mehr hören: das stän-
dige Gejam m er darüber, dass
die Globalisierung, das böse Inter-
net und die unverschäm ten Kunden
den U ntergang der HiFi-Szene he-
raufoeschwören und für die schweren
Zeiten bei Herstellern, Vertrieben und
Händlern verantwortlich sind.
Gerne würde ich einstimmen in das
Lamento, wäre doch weitere Ursachen-
forschung damit überflüssig. Doch so
einfach ist es natürlich wieder nicht.
Fangen wir bei den Herstellern an: Trotz
klarer Kostenvorteile bei fernöstlicher
Fertigung verstehen es zahlreiche Fir-
men, ihre Produkte in Deutschland,
Europa oder den USA zu fertigen und
trotz vergleichsweise hoher Preise ihren
Marktanteil nicht nur zu halten, son-
dern sogar auszubauen. Cleveres M ar-
keting und perfekte Imagepflege? Wohl
kaum, denn dauerhaft bestehen kann
nur, wer Innovation, Klang, Verarbei-
tung, Service und Wertstabilität unter
einen Hut zu bringen versteht. Daraus
Jammern ist auch
keine Lösung
entsteht ein gutes Image - nicht durch
Marketing. Hersteller, die ihre Haus-
aufgaben nicht gemacht und ihr Augen-
merk nur national ausgerichtet haben,
dürften schweren Zeiten entgegengehen.
Die drohen auch den Importeuren (die
ja in den meisten Fällen nur in Deutsch-
land ihre Brötchen verdienen), wenn sie
über kein attraktives Portfolio verfügen,
das möglichst viele potenzielle Kunden
dazu animiert, sich auf den Weg zum
Fachhändler zu begeben. Dieser muss
seine H andelspartner umsichtig aus-
wählen: Verfügbarkeit der Produkte,
schneller, kulanter und reibungsloser
Service spielen bei der Auswahl der
Lieferanten eine immer größere Rolle,
ebenso wie kompetente Ansprechpart-
ner, die auch knifflige produktspezifi-
sche Fragen beantworten können.
Was Händler darüber hinaus erwar-
ten und welche Anforderungen sie erfül-
len sollten, darüber ist in den vergange-
nen Monaten eine Diskussion entbrannt,
deren Quintessenz derzeit noch nicht
absehbar ist. Sicher scheint nur, dass man
in gemeinsamer Anstrengung näher zu
Ihnen, liebe Leser, rücken will.
Immer noch sind die Fachhändler die
wichtigsten Übermittler der audiophilen
Kultur, die Multiplikatoren, die aus Inte-
ressenten Kunden machen können. Doch
dazu müssen viele Händler umdenken:
Mit den Rezepten und dem Servicever-
ständnis der 70er Jahre ist es heute längst
nicht mehr getan. Eine ansprechende Prä-
sentation, Freundlichkeit schon am Tele-
fon, ein gepflegter Internetauftritt gehören
dazu, sicher. Aber: Diese Punkte ergänzen
lediglich eine vernünftige Produktaus-
wahl und Vorführungen, die die Faszina-
tion unseres Hobbys vermitteln. Und an
dieser Stelle - Klagen über unverschämte
Kunden hin oder her - ist noch Luft nach
oben.
Michael Lang
Geschäftsführender Redakteur
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/2014 STEREO 3
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